Von der Idee zur Institution

Zehn Jahre denk.werkstatt

„Diese Welt hat verlernt, beständig zu sein“, singt die Band Silbermond. Und doch gibt es Menschen und Un­ternehmen, die dieser Behauptung etwas entgegenzu­setzen haben. Es spricht für Resopal, seine Mitarbeiter und die Initiatoren und Organisatoren der „denk.werkstatt“, dass diese Veranstaltung in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag feiert.

2001 holten zwei Freunde zum gemeinsamen Schlag aus: Resopal-Chef Donald Schaefer und Professor Rudolf Schricker, heute Präsident des Bundes Deutscher Innenar­chitekten (BDIA). Schaefer erläutert, wie alles begann: „Wir suchten nach einer Möglichkeit, Architekten, Innen­architek­ten, Designer und alle am Bau Interessierten zusammenzu­bringen und ihnen eine Plattform für einen gemeinsamen Gedankenaustausch zum Thema Wand- und Raumgestal­tung zu bieten. So entstand die erste ‚denk.werkstatt’ als Fachtagung mit Workshop, und Resopal fungierte als Gast­geber.“

Seitdem kommen jedes Jahr am ersten Wochenende im November mehr als 300 Menschen nach Groß-Umstadt. Neben Architekten und Designern gehören inzwischen auch Freunde, Partner, Journalisten und Studenten zu den Teil­nehmern, denen die „denk.werkstatt“ längst nicht mehr nur als fachspezifische Fortbildung dient. Das Themenspektrum weitete sich, öffnete den Blick auf andere Disziplinen, blickt über den Tellerrand der Raumgestaltung hinaus. Gesell­schaftliche und kulturelle Denkanstöße sowie die besondere Atmosphäre, zu der die ehemalige Resopal-Lehrwerkstatt mit ihrem eigenen Charakter beiträgt, begründen das Re­nommee der Veranstaltung.

Für Resopal entwickelte sich die „denk.werkstatt“ zu einem „wohl abgestimmten Instrument im Konzert gelebter Unter­nehmenskultur“, schreibt Rudolf Schricker in seinem Vorwort zum Jubiläumsbuch. „Menschen spielen die Hauptrolle; un­abhängig von Hierarchien und Verantwortung, alle begeg­nen sich auf Augenhöhe und arbeiten am selben Ziel: Sie wollen das in sie gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen.“ Auch darum übte Resopal stets unternehmerische Zurück­haltung und nutzte die Veranstaltung nie als Selbstpräsenta­tion. Im Mittelpunkt steht immer das gemeinsame Nachden­ken als Quelle von Inspiration, als Anstoß für neue Ideen und Initiativen.

Im Jahr 2001 gab die „offene Werkstatt für neue Ideen“ zum Thema „phänomen.wand“ den Anstoß zur Entwicklung der Akustikplatte „Resopal A2coustik“. 2002 schob „geschmack.sache“ den Dialog an zwischen Industrie und Architekten, zwischen Handwerkern und Gestaltern, zwi­schen Nachwuchs und Etablierten und förderte die Aus­einandersetzung mit gestalterischer Realität. „lern.stoff“, das von der PISA-Diskussion angeregte Thema 2003, motivierte zum lebenslangen Lernen. Der allgemeinen deutschen Lar­morjanz im Jahr 2004 motiviert mutigen und strategischen Optimismus entgegenzusetzen, motivierte zur Themenwahl 2004: „mut.mass“.

Im Jahr des 75-jährigen Bestehens der Marke Resopal, die die deutsche Kultur und Produktgeschichte entscheidend mitprägte und damit selbst zum „kultur.gut“ wurde, disku­tierten die Teilnehmer die Frage nach dem Verbleib der Kultur im Kontext globalen Wirtschaftens. „zeit.sinn“, das Thema 2006, schärfte in einer schnelllebigen Zeit das Be­wusstsein für den Sinn des Lebens und bereitet auf das Thema 2007 vor: „grenz.wert“. Ziel war es, ausgetretene Pfade zu verlassen und Neues zu probieren. Die Vorträge bestätigten Resopal einmal mehr in seiner Unternehmens­philosophie, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist. 2008 entwickelte die „denk.werkstatt“ zum Thema „ethik.com“ die Argumentationskette, dass ein Unternehmen heute ohne ethische Verhaltensgrundsätze nicht erfolgreich sein kann. Themenwahl für 2009 war schließlich „über.leben“, das die Möglichkeit eröffnete, sowohl über das Leben als auch über das Überleben zu sprechen. Im Jahr 2010 steht „neu.gier“ auf dem Programm.

Zehn Jahre des gemeinsamen Vordenkens, Nachdenkens, Mitdenkens und Diskutierens dokumentiert ein Jubiläums­buch. In seinem Vorwort beschreibt der Moderator Schricker, wie sich die Veranstaltung in dieser Zeit aus sei­ner Sicht entwickelt hat: „Zu Beginn des neuen Jahrtau­sends eine Idee, nach einer Dekade eine Institution“. So dürfte am Ende dieser 10. Auflage für alle Beteiligten eines sicher sein: der Wunsch, dass die „denk.werkstatt“ weiter­existiert, dass sie ihren Anhängern auch in Zukunft als eine feste Orientierungsmarke erhalten bleibt.

Bildtext: In einem hochwertigen Jubiläumsbuch fasst Reso­pal die vielfältigen, über zehn Jahre gewachsenen Eindrücke der „denk.werkstatt“ zusammen. Foto: Resopal

Published at: 11-09-2010