Architektenevent bei Resopal

Zwischen Sicherheitsdenken und Risikofreude
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Die 15. „denk.werkstatt“ bei der Resopal GmbH zum Thema „sicherheits.denken:risiko.freude“ lockte am 6. und 7. November 2015 fast 400 Kreative nach Groß-Umstadt. Innenarchitekten, Architekten, Ausbauer, Verarbeiter, Planer und Designer ließen sich von den VorÂträgen der acht hochkarätigen Referenten begeistern und beteiligten sich an einem regen Gedankenaustausch. Erstmals begrüßte Henning Risse, seit 1. September 2015 für den nationalen und internationalen Vertrieb von Resopal verantwortlicher Commercial Sales Director, die Gäste.
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„Der Geist ist modern“, verriet Professor Dr. Hans-Ulrich Mönnig am Samstagmorgen seinen Eindruck vom gastgebenden Unternehmen. Der Ingenieur aus Weimar konstatierte in seinem Vortrag zum Risikomanagement, dass Bauen immer mit Risiko einhergehe, weil MenÂschen am Werk seien; und der Mensch sei nun mal das größte Risiko. Dieses liege immer zwischen Freude und Versagen. Jedoch: EmoÂtionen als Voraussetzung für Kreativität und Faktenwissen seien wichtig, um dem für das Bauen gesunden Credo „negativ denken, aber positiv hanÂdeln“ folgen zu können.
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Mönnig fand in den am Vortag von Stefan Behnisch entwickelten GeÂdanken zahlreiche Anhaltspunkte, um trefflich über das RisikomanageÂment beim Bauen zu streiten. Während der Architekt Behnisch Risk Management für die Vermeidung von Veränderung hält, zeigte der InÂgenieur Mönnig auf, dass es nicht Veränderung vermeide, sondern in erster Linie Kosten. Man müsse unterscheiden zwischen dem risikovolÂlen Bauen, das Risiko bewusst in Kauf nehme, und dem experimentellen Bauen, das versicherbar sei.
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Behnisch hatte zum Auftakt der „denk.werkstatt“, am Freitagabend, mit seinen Ausführungen zum „Haus im Haus“ bei der Handelskammer Hamburg die theoretischen Aussagen von Mönnig mit einem PraxisbeiÂspiel vorweg belegt: Mit Wissen über Material und Statik sowie viel Kreativität entstand dort eine von Immaterialität geprägte, mit Licht gestaltete Architektur, in der sich Alt und Neu respektvoll begegnen. Ein risikofreudiger Bauherr stand als Basis im Rücken, erläuterte Behnisch, der selbst auf verlässlichen Kriterien für die Gestaltung baut. Behnisch glaubt, dass Architektur im Bereich der Kunst anzusiedeln sei, da ihr ein freier, nicht direkt einem Zweck dienender Gestaltungswille zugrunde liege.
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Mehr Sicherheit durch Risikofreude
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Spannend gestalteten sich die Vorträge des Kriminalhauptkommissars Christian Weicht und der auf Justizarchitektur spezialisierten Architektin Mag. Dr. Andrea Seelich. Beide setzen sich mit dem Sicherheitsdenken der Gesellschaft auseinander, um daraus Schlüsse für eine sichere ArchiÂtektur oder für Sicherheit unterstützendes Design zu ziehen. Christian Weicht sprach sich für eine intensivere Inanspruchnahme polizeilicher Unterstützung schon in der Planungsphase von städtebaulichen und architektonischen Projekten aus. Oft ergäben sich schon frühzeitig einÂfache Lösungen, um Kriminalität als Risiko für das menschliche ZusamÂmenleben zu vermeiden. Seelich stellte dagegen kühn fest, dass SicherÂheit, die allzu offensichtlich daherkomme, von der Bevölkerung eher als Bedrohung wahrgenommen werde und tatsächliche Sicherheit weniger durch Technik als durch Risikofreude zu erreichen sei.
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Mehr Risikofreude, insbesondere bei der Gestaltung von Innen- und Außenräumen für Kinder, das wünscht sich auch Professor Dr. Rolf Schwarz von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Anhand der menschlichen Individualentwicklung verdeutlichte er, dass jede RaumÂeroberung mit einem hohen Risiko einhergeht. Er sprach sich dafür aus, Kindern das Recht auf Risiko zu gewähren, um ihnen eine Entwicklung zu ermöglichen, die sie auf die Gefahren des Lebens vorbereitet. Dazu müssten sich auch Gestalter vom Sicherheits- und Kontrolldenken verÂabschieden und die Sicht von Kindern einnehmen.
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Was es bedeutet, sich aus einer sicheren Situation herauszubewegen, sich auf andere zu verlassen und das Wagnis einer neuen Perspektive einzunehmen, das demonstrierten zwölf Teilnehmer der „denk.werkstatt“ am Freitagabend bei einer zuvor mit dem Artisten Stefan Rosewick von der ArtArtistica-Schule, Beerfelden, eingeübten Performance auf vier Leitern.
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Zwischen Risikoentwurf und Sicherheitsplanung – der Interimsvortrag des „denk.werkstatt“-Moderators Professor Rudolf Schricker spannte den Bogen von den oft die Kreativität einschränkenden Vorgaben bei Statik, Brandschutz und Haustechnik über einen gestalterischen SpielÂraum, der dennoch Schutzziele erreichen könne, hin zu risikofreudigen Pilotprojekten in Krankenhäusern, in denen zum Beispiel Licht oder NaÂturreize als Medikament zur Genesung eingesetzt werden.
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Anfang und Ende der „denk.werkstatt“ 2015 gestalteten zwei Autoren. Der eine, Klaus Gutschalk, hauptberuflich Architekt bei Schmucker und Partner in Mannheim, stellte einleitend klar, dass freies Denken in der Architektur nicht immer in Gebäuden münden müsse, sondern zuweilen auch in einem Kriminalroman. Anhand seiner individuellen Entwicklung zum Architekten zeichnete er die Lebensstationen nach, an denen er den inneren Konflikt zwischen Sicherheitsdenken und Risikofreude zu bewältigen hatte: bei der Berufswahl, in der Auseinandersetzung mit den Bauherren, bei den neuesten Planungsentwicklungen rund um das Stichwort BIM (Building Information Modeling).
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Der andere, Udo Schröter, arbeitet hauptberuflich als Autor. Sein aktuÂelles Buch „Endlich wieder am Meer“, aus dem er vorlas, behandelt den inneren Konflikt zwischen Denken und Fühlen, der in zunehmendem Alter immer öfter zugunsten des Denkens entschieden werde. So entÂstünden – ähnlich wie in der Architektur – innere Staudämme, die Angst und Unsicherheit hervorrufen und daran hindern, die eigene innere Reise zu leben. Der Intuition zu vertrauen helfe, sich nicht an unstimmiÂgen Dingen „abzuarbeiten“. Schröter gab den Teilnehmern abschließend mit auf den Weg: „Vertrauen Sie auf Ihr Herz und nutzen Sie Ihren VerÂstand, um Ihr Herz zu tragen!“
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Einmal mehr zeigte sich, dass die „denk.werkstatt“ ihrem Anspruch, ein Forum zum Vordenken und Diskutieren zu sein, gerecht wurde. Mit dem über die Architektur hinausgehenden Themenbereich traf man erneut einen Nerv der Zeit.
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Bildtext 1: Henning Risse, seit 1. September 2015 für den nationalen und internationalen Vertrieb von Resopal verantwortlicher Commercial Sales Director, begrüßte die Gäste der „denk.werkstatt“ 2015. Foto: Resopal
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Bildtext 2: Klaus Gutschalk, Architekt bei Schmucker und Partner in Mannheim, schilderte auf der „denk.werkstatt“ bei Resopal persönliche Lebensstationen, an denen er den inneren Konflikt zwischen SicherÂheitsdenken und Risikofreude zu bewältigen hatte. Foto: Resopal
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Bildtext 3: Der Architekt Stefan Behnisch sprach am 6. November 2015 auf der „denk.werkstatt“ bei Resopal. Foto: Resopal
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Bildtext 4: Der Kriminalhauptkommissar Christian Weicht sprach sich auf der „denk.werkstatt“ bei Resopal für eine intensivere Inanspruchnahme polizeilicher Unterstützung in der Planungsphase von städtebaulichen und architektonischen Projekten aus. Foto: Resopal
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Bildtext 5: Professor Dr. Rolf Schwarz von der Pädagogischen HochÂschule Karlsruhe animierte die Teilnehmer der „denk.werkstatt“, sich bei der Planung von Innen- und Außenräumen für Kinder vom Sicherheits- und Kontrolldenken zu verabschieden und die Sicht von Kindern einzuÂnehmen. Foto: Resopal
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Bildtext 6: Was es bedeutet, sich aus einer sicheren Situation herauszuÂbewegen, sich auf andere zu verlassen und das Wagnis einer neuen PerÂspektive einzunehmen, demonstrierten zwölf Teilnehmer der „denk.werkstatt“ bei einer mit dem Artisten Stefan Rosewick von der ArtArtistica-Schule, Beerfelden, eingeübten Performance. Foto: Resopal
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Bildtext 7: Der Ingenieur Hans-Ulrich Mönnig aus Weimar zeigte auf, dass Risikomanagement  in erster Linie Kosten vermeidet. Man müsse unterscheiden zwischen dem risikovollen Bauen, das Risiko bewusst in Kauf nehme, und dem experimentellen Bauen, das versicherbar sei. Foto: Resopal
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Bildtext 8: Zwischen Risikoentwurf und Sicherheitsplanung – der InteÂrimsvortrag des „denk.werkstatt“-Moderators Professor Rudolf Schricker spannte den Bogen von den oft die Kreativität einschränkenÂden Vorgaben bei Statik, Brandschutz und Haustechnik über einen geÂstalterischen Spielraum, der Schutzziele erreichen könne, hin zu risikoÂfreudigen Pilotprojekten in Krankenhäusern. Foto: Resopal
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Bildtext 9: Mag. Dr. Andrea Seelich erläuterte auf der „denk.werkstatt“, dass Sicherheit, die allzu offensichtlich daherkomme, von der Bevölkerung eher als Bedrohung wahrgenommen werde und tatsächliche Sicherheit weniger durch Technik als durch Risikofreude zu erreichen sei. Foto: Resopal
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Bildtext 10: Der Autor Udo Schröter las aus seinem aktuellen Buch „EndÂlich wieder am Meer“ vor. Die Geschichte behandelt den inneren KonÂflikt zwischen Denken und Fühlen. Foto: Resopal
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Bildtext 11: Die „denk.werkstatt“ hat seit ihrem Start im Jahr 2001 nichts an Attraktivität verloren. Der Event für Innenarchitekten, ArchiÂtekten, Designer, Planer und Kreative lockte an zwei Tagen erneut fast 400 Kreative nach Groß-Umstadt. Foto: Resopal
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Bildtext 12: Die ehemalige Lehrwerkstatt bei Resopal in Groß-Umstadt – die Lokalität gehört mit dem ihr eigenen Charme zu einem MarkenzeiÂchen der „denk.werkstatt“. Foto: Resopal
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